Eine Pfeife und eine Lupe reichen schon aus, um den meisten Menschen Sherlock Holmes vor dem inneren Auge erscheinen zu lassen. Arthur Conan Doyle schuf die Vorzeigefigur des Krimigenres, einer der berühmtesten Detektive der Weltliteratur, bis heute Protagonist zahlreicher Verfilmungen und Neuinterpretationen. Insbesondere Deutschland ist vom Krimifieber gepackt: Jedes vierte gekaufte Buch lässt sich dem Krimigenre zuordnen*, True Crime-Podcasts sind ein Erfolgsformat und die Kult-Fernsehreihe Tatort läuft schon seit über fünfzig Jahren mit Millionenpublikum. Auch in der Spielwelt floriert das Genre. Mit am berühmtesten ist wohl der Klassiker Cluedo/Clue, der 2024 bereits sein 75. Jubiläum feiert. Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich viel getan und heutzutage existiert eine Fülle an skandalösen Krimidinnern, kniffligen Rätselspielen und mörderisch guten Fallakten.

Warum lieben wir Krimis?

Wahrscheinlich kennt ihr mehr als nur eine Person, die gerne nachts zum beruhigten Einschlafen einen True Crime Podcast hört, oder unbeeindruckt Chips futtert, während detaillierte Beschreibungen von abgetrennten Köperteilen und Blutspuren durch den Fernsehlautsprecher scheppern. In psychologischen und medienwissenschaftlichen Diskursen stellt sich die Frage: Wieso genießen wir Medien (insbesondere des Horror- und Kriminalgenres), die in uns negative Gefühle wie Schrecken, Furcht, Ekel, Abscheu, Mitleid usw. auslösen? Ist es morbide Neugier und Sensationslust? Ist es der Reiz, die dunkle Seite in den Menschen zu erkunden, in einem sicheren fiktiven Umfeld, ohne selbst Konsequenzen zu fürchten? Ist es die Freude am Rätseln und schlussendlicher Gerechtigkeit? Eine universelle Antwort auf die vielen Theorien und Erklärungsversuche gibt es nicht. Was aber auf die meisten Menschen zutrifft: Wir identifizieren uns mit der ermittelnden Person und versuchen, durch die Tatbestände und Hinweise den Fall selbst zu knacken. Normalerweise enden Krimis zufriedenstellend: die Geheimnisse werden gelüftet, die Wahrheit kommt ans Licht und die gesellschaftliche Ordnung wird wieder hergestellt. Reizvoll ist auch, dass oft Themen aufgegriffen werden, die die Gesellschaft bewegen. Krimis weisen meist eine spannende Örtlichkeit auf; das soziokulturelle Milieu prägt oft persönliche Motive. Damit eignet sich das Krimigenre perfekt für gesellschaftliche Feststellungen und Sozialkritik.

Sich in digitalen Medien in Ermittler*innen hineinzuversetzen und durch sie Indizien wahrzunehmen, clevere Verbindungen zu knüpfen sowie die eigenen Analysefähigkeiten und Menschenkenntnis auf die Probe stellen macht uns also aus verschiedensten Gründen Spaß. Und weil wir besonders gerne selbst die Ermittlungen aufnehmen, gibt es Krimispiele: Hier könnt ihr aktiv Entscheidungen treffen anstatt „nur“ mitzufiebern, ob die Ermittelnden das machen, was ihr auch machen würdet. 

Kooperatives Spielprinzip, kleines Format, kurze Regeln – sofort gemeinsam losspielen!

Was viele Krimispiele gemeinsam haben sind kurze Spieleregeln. Damit eignen sie sich nicht nur für Spiele-Profis, sondern auch alle, bei denen sonst eher selten Spiele auf dem Tisch landen. Die folgenden drei Spielreihen haben aber noch mehr gemeinsam: sie sind kooperativ oder solo spielbar, benötigen ein internetfähiges Gerät und haben ein sehr handliches, kleines Format.

50 Clues ist nichts für schwache Nerven. Die spannende Thriller-Geschichte Sigrids Suche besteht aus drei Teilen, angefangen mit 50 Clues – Kein Lebenszeichen. Während sich die Kategorie Familie rein auf den Schwierigkeitsgrad des Spielprinzips bezieht, empfehlen wir durch die erwachsenen, ernsten Themen dieses Rätsel-Thrillers ab sechzehn Jahren. Sigrid ist die Schwester einer Expertin für biologische Kampfmittel, die für das dänische Militär arbeitet. Doch nun ist ihre Schwester Gro verschwunden und hat nur eine kryptische Box hinterlassen. Wo ist sie und was steckt hinter ihrem Verschwinden? Um das heraus zu finden, begebt ihr euch als Sigrid auf die Suche. Jeder Teil besteht aus 55 Karten, auf denen ihr Hinweise entdeckt könnt, Gegenstände finden und kombinieren, und Rätsel lösen. Zur Prüfung und ggf. Hilfestellung nutzt ihr einfach eine App.

Für jüngere Abenteuer*innen ab zwölf Jahren und für alle Escape Room Fans gibt es die MiniEscapes. Rätselräume to go! In jedem Teil befinden sich drei „Escape Rooms“ mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und fortlaufender Geschichte. Mit nur einem Faltblatt (und einem Smartphone) könnt ihr 45-60 Minuten rätseln wie die Weltmeister*innen! Erkundet in MiniEscapes – Das Mysterium des Verlorenen Kultes als Emily Mound geheimnisvolle Tempel und sucht in MiniEscapes – Auf den Spuren des Schatzes von Anne Bonny als Schmuggler Jack Pike einen verschollenen Schatz.

Es geht noch kleiner! Auch bei den MiniCrimes braucht ihr eine haarscharfe Beobachtungsgabe und Deduktionsfähigkeiten: Auf der Tatort-Karte gibt es allerlei zu entdecken. Wählt mit Bedacht Hinweiskarten aus und rekonstruiert das Geschehen! In den sechs mysteriösen Fällen müssen ganz unterschiedliche Geheimnisse gelüftet werden. An Leichen mangelt es nicht: ein Goldfisch, ein italienischer Schachmeister, eine reiche Witwe, ein Sci-Fi Fan und ein Schlangenkurator der Zoologischen Gesellschaft – und wie ist der Fußballpokal verschwunden? 

Kompetitive Deduktionsspiele: Wer knackt den Fall zuerst?  

Spielbrett und Personentableaus des Brettspiels Kronologic - Paris 1920

Aber natürlich gibt es auch Krimispiele, bei denen ihr nicht mit, sondern gegeneinander spielt, zum Beispiel in Kronologic – Paris 1920. Hier erwartet euch, der Titel verrät es schon, ein ganz besonderes Milieu. Die Goldenen Zwanziger…. Ihr befindet euch in der Pariser Oper, das von einem vermeintlichen Phantom heimgesucht wird, dessen Sopranistin ihrer wertvollen Kette beraubt wurde und wo ein berühmter Detektiv kürzlich noch ermittelte bevor er vergiftet wurde… In dem Familienspiel ab 10 Jahren erwarten euch diese drei Szenarien mit je fünf, immer verstrickteren Fällen. Ähnlich wie bei Cluedo wirbeln eure Gedanken um die große Frage: Wer hat sich wann wo aufgehalten? Kern des Spiels ist es, dass jeder Ort Informationen enthält, wer sich dort zu welchem Zeitpunkt aufgehalten hat. Bist du am Zug, darfst du dich zu einem benachbarten Ort bewegen und ermitteln. Dazu entscheidest du dich für einen Charakter um einen Zeitpunkt zu erfahren, an dem der Charakter an diesem Ort war – oder für einen Zeitpunkt – um zu erfahren, wer zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort war. Manche Informationen sind öffentlich und müssen den anderen mitgeteilt werden, private Infos behaltet ihr für euch selbst. Eure gesammelten Hinweise notiert ihr auf eurem Ermittlungsbogen. Wer meint, den Fall lösen zu können, darf sofort seine Antworten auf die Fallfragen aufschreiben und überprüfen, und ist bei Richtigkeit Sieger*in! Könnt ihr das verheddertes Wollknäul an unerklärlichen Ereignissen entwirren? 

Krimidinner

Kostümierte Spielgruppe sitzt am Tisch und spielt das Krimidinner Deadly Dinner - Roter Teppich ins Verderben

Ein Krimidinner ist ein Spieleabend der besonderen Art. Klassischer Weise lädt eine Person zu einem Abendessen ein, doch ob ihr festlich mit mehreren Gängen speist, einfach Pizza bestellt oder das Krimiabenteuer lieber doch unabhängig eines Essens erleben wollt, ist natürlich euch überlassen! Es ist kein Muss, doch wer möchte ist herzlich eingeladen, sich zu verkleiden und so kopfüber in die Geschichte abzutauchen. Alle Gäste erhalten vor dem Spieleabend ihren Charakter, in dessen Rolle sie schlüpfen werden. Jemand von ihnen hat einen Mord begangen – ob sie das vorher bereits wissen oder nicht, ist in unterschiedlichen Spielen verschieden. Aber auch die anderen geben ihr Bestes, dass ihre privaten Geheimnisse nicht ans Licht kommen. Über den Abend hinweg versuchen alle Rollenspielenden den Mord aufzuklären – oder damit davon zu kommen. Gewöhnlich kommen im Spielverlauf neue Informationen dazu. In unser Deadly Dinner-Reihe gibt es drei Runden, in denen neue Hinweise und geheime Objekte aus Umschlägen hinzukommen. Außerdem gibt es für eine Person, die nicht riskieren möchte, Täter*in zu sein, die nicht tatverdächtige Detektiv*in-Rolle. Bei den unterschiedlichen Fällen und variierenden Gruppengrößen je nach Spiel (von vier bis zu elf Personen) ist für jede Gruppe etwas dabei! In Deadly Dinner – Kaviar Kills will der Techn-Milliardär Alan Tusk feiern, dass er als erster zum Mars fliegen wird. Dazu schmeißt er eine Party auf seiner Luxusyacht mit Prominenz und alten Schulfreund*innen. Doch dann wird seine Leiche gefunden… Wer mehr über diese Reihe erfahren möchte, findet auf unserem Blog im Interview mit dem Deadly Dinner-Kreativteam zahlreiche spannende Infos! 

Ausnahmen bestätigen die Regel – ungewöhnliche Krimispiele

Spielkarte und Fallkarten des Brettspiels Micro Macro: Crime City

Im Gegensatz zum bekannten Wimmelbildbuch „Wo ist Walter?“ geht es in MicroMacro: Crime City (Edition Spielwiese) nicht so friedlich zu. Auf dem großen Stadtplan wimmelt es von Verbrechen. Mit Fallkarten versucht ihr gemeinsam nachzuvollziehen, wo wer was getan hat. Dazu braucht ihr ein gutes Auge und vor allem kreative Kombinationsgabe. Das Familienspiel gewann das Spiel des Jahres 2021 und ihm folgten noch drei weitere Teile. Die vier riesigen Stadtpläne von jeweils 75×110 cm formen zusammen die kriminelle Stadt und in der Bonus Box gibt es sogar Fälle über alle Karten hinweg! Ihr seid noch nicht überzeugt? Online könnt ihr einen Demofall testen!

Der Faktor „Zeit“ spielt bei vielen (Krimi-)Spielen eine große Rolle. Wann war wer wo sind Fragen, die oft zu klären sind. Bei der verrückt-humorvollen ChronoCops-Reihe bekommt Zeit aber noch eine ganz andere Bedeutung: Ihr müsst durch die Zeit reisen, um den wahnsinnigen Professor Knix aufzuspüren und seine fiesen Pläne – im ersten Teil Einsteins Relativitätskrise will er alle Zeitlinen zu einem einzigen Chaos vereinen – zu durchkreuzen! Als die Agent*innen der prestigeträchtigsten Forschungsabteilung für Zeitreisen dürft ihr das nicht zu lassen! Also reist ihr ähnlich wie in Point-and-Click-Videospielen der 80er und 90er Jahre (auch eine Art Zeitreise … ) durch die Zeit zu berühmten Personen und Orten, sammelt Hinweise und Objekte, und löst Rätsel mithilfe eures Chrono-Decoders. Kann Albert Einstein euch helfen? 

Hidden Games

Unser Partner Hidden Games war nicht immer ein Spieleverlag: Seit 2014 betreibt das Team rund um die sieben Gründer*innen Escape Rooms. Die Begeisterung für Rätsel führte 2019 dann zur Entwicklung von analogen Krimispielen für Zuhause. Während die Escape Rooms in der COVID-19-Pandemie zeitweilig schließen mussten, konnten Krimispiele ganz einfach zuhause mit Familie, Mitbewohner*innen oder solo gespielt werden. Mittlerweile kann sich Hidden Games bei ihren Krimispielen voll und ganz auf die redaktionelle Arbeit konzentrieren und wir übernehmen den Vertrieb der Rätselspiele.

Ihre bekannteste Spielreihe: Hidden Games Tatort. Wie waschechte Kriminalkommissar*innen bekommt ihr eine Fallakte vorgesetzt, ein Umschlag voller Beweismaterial: Zeitungsartikel, Fotos, Briefe, Textnachrichten, Visitenkarten, Ortspläne, Fingerabdrücke, Proben von Tatorten und vieles mehr! Um mit all den wirren Informationen etwas anfangen zu können, müsst ihr eure innere Dektektiv*in heraufbeschwören – entweder solo oder gemeinsam als Team. Los geht‘s mit der Ermittlungsarbeit: Was gibt es für Zeug*innen? Wer ist verdächtig? In welcher Beziehung stehen Personen zueinander? Was gibt es für Motive? Welche Geheimnisse könnt ihr lüften? Und was ist überhaupt relevant für euren Fall und keine falsche Fährte? Dazu arbeitet ihr euch mit beinahe keinen Spielregeln durch die spannenden Materialien. Das fühlt sich für ein Spiel ganz schön realistisch an, denn ihr müsst auch euer echtes Handy nutzen, um auf echte Webseiten zu gehen, E-Mails oder Whatsapp Nachrichten schreiben und mehr.

Jeder Teil der Tatort-Reihe ist unabhängig spielbar und beinhaltet eine nervenaufreibende Geschichte. Zum Beispiel kümmert sich Kommissar Hahnke in Tatort: Tödliche Überfahrt um einen privaten Sicherheitsauftrag: ein teures Gemälde wird auf einer Luxusyacht nach London transportiert. Doch etwas geht nicht mit rechten Dingen zu… Dieser Fall ist besonders knackig, doch keine Sorge, es gibt Hinweise auf der Hidden Games Webseite, falls ihr mal nicht weiterkommt.

Neben der Tatort-Reihe, könnt ihr auch in der Hidden Games Hangover-Reihe Geheimnisse aufdecken. Die interaktiven, multimedialen Spiele sind eine Kombination aus Krimispiel und Krimidinner. Jemand ist tot, doch ihr erinnert euch nicht, was passiert ist. Beispielweise wurde in Hangover: Express in den Tod eine Leiche im Whirlpool eines Luxuszuges gefunden, doch eigenartiger Weise erinnert sich niemand an den letzten Abend. Gemeinsam müsst ihr nun versuchen, die Geschehnisse zu rekonstruieren. Was ist passiert? Wer hat die Tat begangen? Womöglich wart ihr es sogar selbst? Mit den Spielmaterialien und eurem Handy findet ihr es heraus – ohne lange Anleitung oder langem Aufbau. Löst Rätsel und trefft knifflige Entscheidungen, denn ihr könnt das Spielgeschehen beeinflussen! Sechs Phasen erlauben Pausen zum Essen, lässt sich also auch gut in euer Abendprogramm integrieren.

Wer keinen langen Abend füllen will oder offline unterwegs spielen, wird bei Hidden Games mit Unter Verdacht – Das kuriose Krimispiel mit acht Fällen fündig. Die acht kuriosen Mini-Fälle mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden dauern etwa 15-45min pro Fall, den ihr durch die detailreichen Bilder und Phasenkarten mit relevanten Aussagen lösen könnt. Dabei funktioniert alles komplett offline und ist damit super zum Mitnehmen oder für zwischendurch.

Na, juckt es euch schon in den Fingern, euch in unterschiedlichste Milieus zu stürzen und seltsame Mordfälle aufzudecken? Dann schaut den Detektiv*innen im Fernsehen nicht nur zu, sondern knackt die Rätsel selbst und stellt vielleicht auch die Ermittlungsfähigkeiten derjenigen auf die Probe, die nach Krimifilmen behaupten: „Wusste ich’s doch, dass das der Mörder war! Warum hat es die Ermittlerin so spät gecheckt?“ Bei der großen Bandbreite an Krimispielen ist für alle etwas dabei – ob solo oder in Gruppen bis zu elf Personen, ob kooperativ oder kompetitiv, ob abendfüllend oder für zwischendurch, ob für Zuhause oder unterwegs! Mit ihren meist kurzen Regeln und ihrer direkt-drauf-los-spielen-Mentalität sind Krimispiele übrigens eine super Möglichkeit, Menschen in eurem Umfeld, die sonst nicht so wild auf Brettspiele sind, auf den Geschmack des besten Hobbys der Welt zu bringen! 😉

* Beck und Koch, Deutschlandfunk Kultur, 25.03.2017 

Ähnliche Beiträge